Vorfahren besser verstehen, und kennen lernen. 

Wie war er nur, der tapfere Pilot?

Familientreffen sind meist etwas Schönes. Erinnerungen, vage Bilder, Gegenstände nehmen im Gespräch mit Verwandten oft konkretere Formen an, und es ergibt sich dann ein Bild von Personen, die sonst nur sehr lückenhaft, wenn überhaupt, in Erinnerung sind. So war es auch mit Onkel Heinz. 

Niemand kannte ihn mehr, und die Existenz vom unerschrockenen, mit Orden dekorierten Piloten verblasste immer mehr. Als jedoch einige Briefe und Karten auftauchten, die er an die Verwandten zu Hause geschrieben hatte, kam die Idee auf, eine Graphologin nach seinem Wesen zu befragen. War er ein „Überzeugungstäter“ oder ein „eiskalter Soldat“, oder warum hat er sich an den gefährlichsten Einsätzen willig beteiligt, das war meine Frage.

Nachdem die Graphologin die Briefe angesehen hatte, kam sie zu folgendem Schluss: Er war kein grober Mann, eher ein sanfter, der wohl diese extremen Herausforderungen ertrug, weil er sich und anderen zeigen wollte, dass er richtig stark war. Als Soldat auf dem Feld wäre er nicht weit gekommen. In der Luft, unterstützt von Technik, kaum im konkreten Kontakt, da war er stark. Das konnte ich deutlich an der feinen, druckschwachen und eher gleichmäßigen Schrift erkennen und den Verwandten versichern, dass er wohl kein engagierter Nazi war. So konnten sie ihren Onkel Heinz ohne schlechtes Gewissen in guter Erinnerung halten.